Im Zuge des demografischen Wandels haben insbesondere ländliche Regionen mit einem Bevölkerungsrückgang und einer veränderten Altersstruktur zu kämpfen. Welche Folgen hat diese Entwicklung für Finanzinstitute auf dem Lande?
Junge Menschen kehren dem Leben in der Provinz den Rücken zu. Gerade junge, gut ausgebildete Frauen treibt es in die Großstädte, auf der Suche nach einer Erwerbstätigkeit. „Wir haben Landstriche in Deutschland, deren Bevölkerungszahl und Bevölkerungsdichte sich ganz massiv verändern. In diesen Regionen bricht die Bevölkerungszahl massiv ein und es gibt vor Ort kaum noch junge Leute“, sagt Staatssekretär Rainer Bomba, Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, bei der regionalen Auslobungskonferenz zum Aktionsprogramm regionale Daseinsvorsorge 2011. Das Phänomen gilt längst nicht mehr nur für den Osten der Republik, auch viele Landstriche in Westdeutschland sind davon betroffen. „Die Infrastruktur in diesen Regionen schwindet und das wirtschaftliche Leben leidet. Ein Unternehmen oder ein Einzelhandelsgeschäft bleiben natürlich nur dann an einem Ort, wenn sich auch Geld verdienen lässt“, sagt Bomba weiterhin.
Die Entwicklung trifft auch Finanzinstitute. „Ich sehe den besorgniserregenden Trend, dass sich immer mehr Banken aus der Fläche zurückziehen und Kunden im ländlichen Raum vernachlässigen“, äußert Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Während Sparkassen und Volksbanken bemüht sind eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten, verschwinden Privatbanken dort von der Bildfläche. Banken in den betroffenen Landkreisen und Gemeinden müssen mit starken Auswirkungen auf ihr Wirtschaftliches Ergebnis rechnen. Die treue zur Hausbank nimmt ab. Es ist anzunehmen, dass sich jungen Kunden eine neue Bank in der Stadt oder eine Direktbank suchen. Gerade bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken gilt das Regionalprinzip, der volle Umfang von Service und Beratung obliegt also der heimischen Filiale. Für viele ein gutes Argument seine Bank zu wechseln.
Neben dem demografischen Wandel wird eine Vermögensumstrukturierung bevorstehen und auf diesem Wege wandert das Geld ebenso in die Stadt, wie die Bevölkerung. Während das Vermögen von jungen Haushalten noch recht klein ist, haben Haushalte nach Erreichen des Ruhestands das größte Vermögen angehäuft, bei sehr alten Haushalten geht es wieder zurück, besagt eine Studie der Deutschen Bundesbank „Private Haushalte und Finanzen“ (PHF). Erbschaften werden zumeist im mittleren Alter empfangen und Schenkungen in hohem Alter vorgenommen. Wenn die Bevölkerungszahl auf dem Land drastisch abnimmt und Erbschaften sowie Schenkungen an die Stadtbewohner fließen, sinken die Bilanzsummen der lokalen Geldinstitute.
Eine große Herausforderung für die örtlichen Banken. Hoffentlich haben sie eine Strategie in der Hinterhand. Sonst ist es schon bald vorbei mit der ländlichen Idylle.