Software macht bekanntlich das Leben besser. Reden wir also über Digitalisierung bei Banken im Allgemeinen und Robo Advisor im Speziellen. Die böse internationale FAANG-Gruppe (Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google) macht es vor – jeden Tag. Es ist einfach, ihre Dienste zu nutzen und in Cash oder mit persönlichen Daten zu zahlen. Die Gegenleistung: Bequemlichkeit und hoher Nutzwert. Die unternehmerischen Konzepte und Strategien sind – bei aller Kritik wie etwa zum Datenschutz – wohlüberlegt und sie funktionieren.
Die Jahresgebühren der Robo Advisor
Und die deutsche Finanzbranche? Mit gigantischen Positiv-Prognosen waren die digitalen Vermögensverwalter an den Start gegangen. Erste Robos entstanden schon in den Nullerjahren. Doch keine Bankengruppe setzte ein wirklich überzeugendes Konzept um, bei dem viele Kunden sogleich klickten und ihr Geld (anlegen) ließen. Was ist passiert?
Die Jahresgebühren liegen nach einer Studie der DB Research im Median bei etwa einem Prozent. Hinzu kommen ETF-Kosten von einem Viertel Prozent. Damit sind deutsche Robos spürbar teurer als die US-amerikanischen. Hier liegen die Gebühren bei rund 0,3 Prozent. Das Resultat: Viele junge Bankkunden stellen sich selbst ein paar ETFs zusammen und starten schlauerweise schon im Studium mit einfachen Sparplänen – ohne jemals einen Robo Advisor genutzt zu haben. Mittlerweile gibt es die ersten Gräber auf dem Robo-Friedhof, eingestellt wurden etwa Cashboard, Prospery oder Sina. Auch N26 hat den Robo wieder aus dem Angebot genommen – wenig Resonanz selbst bei der Smartphone-Bank, war zu hören.
Bei den Assets under Management
Viele Bankkunden nutzen PayPal, kennen Google Pay oder Apple Pay, überlegen, wie sie ihren Netflix-Konsum wieder reduzieren können, haben schon jahrelang Spotify und kaufen regelmäßig bei Amazon. Aber wer von ihnen kennt und nutzt easyfolio, investify oder Solidvest – alles Robos, die bislang noch keine Milliarden bei Assets under Management verzeichnen? Man könnte es sich einfach machen und einzig auf die fehlende Aktienkultur der Deutschen verweisen. Aber es werden eben auch die angesprochenen Kosten sein, die den Homo oeconomicus treiben. Denn viele Robos sind, auch wenn einzelne Konzepte ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ausdrücklich anstreben, hierzulande nicht unschlagbar preiswert und verspielen so einen wesentlichen Vorteil im Kampf um Anleger.
Banken und Fintechs müssten gemeinsam neu denken
Eine Klassikerschrift der Internet-Ökonomie heißt „Was würde Google tun?“. Fragen wir also: Wie würde Google das Thema Robo Advisor angehen? Das Angebot wäre vielleicht kosten-, dann aber sicher nicht werbefrei. Der Robo wäre sehr einfach zu verstehen und zu bedienen. Und die dahinter liegenden Algorithmen würden sicherstellen, dass das System sehr schnell vom Nutzer lernt und damit für ihn in überschaubarer Zeit wertvoll(er) wird. Was werden die Banken tun, wenn es bei Amazon mal heißt: „Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch diesen Fonds…“?
Es bleibt wohl nichts anderes übrig: Banken und Fintechs müssten das Thema vielleicht noch einmal – gemeinsam – neu denken. Zwei zentrale Stichworte hierzu lauten: Ökosystem und Plattformen. Oder sie nehmen so viel Geld in die Hand, dass die Mehrheit der Anleger die digitalen Vermögensverwalter kennenlernt und als Alternative akzeptiert. Dann könnte ein lohnendes Geschäft daraus werden.
In unserer Info-Grafik zeigen wir die deutsche Robo-Landschaft und welche Robo Advisor es nicht mehr gibt.