Bankfiliale vor dem Aus

So oder so ähnlich finden sich seit Jahren etliche Berichte in der Presse. Was ist dran am Mythos Filialsterben? Jelenia Góra ist mit 82.000 Einwohnern eine recht kleine Stadt in Polen, und dennoch fällt dem Besucher auf, dass dort viele Banken ihre Zelte aufgeschlagen haben. Ohne die wirklich hinterste Ecke aufzusuchen, sind wir bei unserer…


So oder so ähnlich finden sich seit Jahren etliche Berichte in der Presse. Was ist dran am Mythos Filialsterben?

Jelenia Góra ist mit 82.000 Einwohnern eine recht kleine Stadt in Polen, und dennoch fällt dem Besucher auf, dass dort viele Banken ihre Zelte aufgeschlagen haben. Ohne die wirklich hinterste Ecke aufzusuchen, sind wir bei unserer kleinen Exkursion an 19 Bankstellen mit teilweise mehr als einer Filiale vorbei gekommen. Von der polnischen Bank Polski über die französische Crédit Agricole finden wir auch Ableger aus Italien, den Niederlanden und Deutschland.
Zwar ist hierzulande die Zahl der Bankfilialen weiter rückläufig – allein zwischen 1997 und 2012  um gute 28.000, also etwa 46 Prozent, dennoch halten Führungskräfte bei Umfragen die Filiale als Vertriebsstelle weiterhin hoch. So auch jüngst Martin Blessing in Berlin: Vier von sechs Neukunden gewinnt die Commerzbank über die Geschäftsstellen und rechtfertigt so das Pilotprojekt „Flagship-Filiale“.
Blickt man indes über den großen Teich, so findet man dort mit der „Moven“ eine in New York ansässige Smartphone-Bank, die nicht nur ohne Filiale auskommen will, sondern von der Kontoeröffnung über Produktabschlüsse bis zum Bezahlen alles mit dem Smartphone abwickeln will.
Gegründet wurde sie von einem Berater, der im Vorfeld mit seinen Publikationen gezeigt hat, wie die Bank der Zukunft aussehen könnte. Um zu beweisen, dass seine Theorie stimmt, hat er nun Moven gegründet. Und doch, oh Wunder, sagt er selbst, dass Banken wahrscheinlich immer eine Anlaufstelle, eine Filiale brauchen werden. Sozusagen als letzter Halt für den Kunden. Es sind eben Vertrauensgeschäfte, die Geschäfte mit der Bank.
Sicherlich ist genau dies der Grund, warum es durchaus Banken gibt, die in der Anzahl der Filialen wachsen. So hat die GLS Bank mittlerweile sieben Anlaufstellen in Deutschland. Santander und Targobank erweitern seit Jahren das eigene Filialnetz und, um mal ein Beispiel aus der virtuellen Welt zu zeigen, freut sich Cyberport als bis dato reiner Onlinehändler inzwischen über 14 real existierende Zweigstellen. „Trustcenter“ könnte man diese Anlaufstellen in Zukunft auch nennen. In Zeiten des Vertrauensschwundes in unsere Branche keine schlechte Strategie.