Privatbanken verweisen bei ihrem Handeln gerne auf einen bestimmten Kernwert: Sie setzen bei ihren Leistungen auf eine persönliche, vertrauensvolle und langfristige Begleitung ihrer Kundinnen und Kunden. Wobei „langfristig“ bedeutet: Sie beraten bis in die nächste Generation, ob nun in familiären, unternehmerischen oder in übergreifenden Fragestellungen. Viele Bankhäuser sollten insbesondere mit Blick auf ihre langen Historien die nötigen Erfahrungen und Kompetenzen besitzen, um Nachfolgegenerationen auf ihrem Weg begleiten zu können. Die Herausforderung dabei besteht darin, dass sich mit jeder Generation die Spielregeln in der Ansprache und der Beratung grundlegend ändern.
Einen gesellschaftlichen Wandel anstoßen
Wer ist also die Nachfolgegeneration, die sogenannte Next Gen? Wie denkt sie? Und was wünscht sie? Unsere Branche arbeitet derzeit nachdrücklich daran, diese Fragen zu klären. Die Next Gen betrifft heute vorrangig die Generation der Millennials oder auch kurz: die Generation Y. Sie umfasst Personen und Persönlichkeiten im Alter von Ende 20 bis Mitte 40, die damit bereits mitten im Leben stehen und längst Verantwortung für ein Familienunternehmen oder eine eigene Gründung übernommen haben. Sie haben in manchen Fällen auch bereits die Erfahrung gemacht, ein Unternehmen verkauft zu haben, und suchen nun nach neuen Herausforderungen, etwa als Investor.
Diese stark vereinfachte Darstellung zeigt bereits, dass die Next Gen unsere Zukunft gestaltet. Sie agiert mit Engagement, Herzblut und auch mit Weitsicht, um ihre Pläne und Visionen in die Realität umzusetzen. Diese Generation (damit stellen wir den Bezug zur Zielgruppe her und pauschalisieren nicht) ist in der Regel sehr gut ausgebildet. Sie ist mit modernen Technologien genauso wie mit der fortschreitenden Globalisierung aufgewachsen. Und sie verfolgt andererseits mehr als das Ziel, nur Geld zu verdienen. Sie will in ihrem Job Erfüllung finden und einen positiven Beitrag leisten. Junge Familienunternehmer etwa wollen einen gesellschaftlichen Wandel anstoßen, ob nun durch Stiftungen und Ehrenamt oder durch die eigene Führungsposition im Unternehmen selbst.
Hauck Aufhäuser Lampe besitzt eine dezidierte Next Gen-Strategie, die gezielt auf die Anforderungen der Next Gen eingeht. Dazu zählen die Gründung eines spezialisierten Teams, das unter dem Label „ThinkFWD“ handelt und den eigenen Anspruch somit schon im Namen trägt. Das Team hat die Nachfolgegeneration zu ihren Handlungsweisen, Vorlieben und Ansprüchen befragt. In einem nächsten Schritt geht es darum, innovative Formate zu entwickeln und entsprechende Communitys und Netzwerke voranzutreiben.
Wissenstransfer steht an erster Stelle
Gerade der Netzwerk-Gedanke ist für die Next Gen von besonderer Bedeutung. Sie misst dem Austausch mit anderen Menschen in ähnlichen Situationen einen hohen Stellenwert bei. Das gilt für Gründer genauso wie für Unternehmensnachfolger. Der Wissenstransfer betrifft dabei fachspezifische Fragen genauso wie aktuelle und langfristige Trends oder auch den Kontakt zu Investitionsmöglichkeiten sowie den Austausch mit Business Angels. Bei spezifischen Fragestellungen werden Experten des Bankhauses aus verschiedenen Bereichen entweder intern oder auch extern hinzugezogen, um umfassende und fundierte Lösungen zu finden.
Ein wichtiger Baustein der Strategie ist das sogenannte Next Gen Advisory Board. Hauck Aufhäuser Lampe hat einen Beirat für den gesamten Geschäftsbereich Private & Corporate Banking ins Leben gerufen, der aus sechs Mitgliedern der Nachfolgegeneration mit unterschiedlichen Hintergründen als Unternehmer und Familienunternehmer, Gründer und Nachfolger besteht. Aufgabe des Gremiums ist es, die künftige Ausrichtung des Bankhauses aus unabhängiger Position zu unterstützen. So bringt der Beirat relevante Ideen und Vorschläge zu Next Gen-Schlüsselthemen wie Zukunftstrends, Innovationskraft und der fortschreitenden Digitalisierung ein.
Die nötige Flexibilität und Individualität
Der Beratungsbedarf auch der Nachfolgegenerationen wird künftig weiter zunehmen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Next Gen sieht sich mit einer ganzen Reihe an Zukunftstrends sowie wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert und hat die Aufgabe, die Innovationskraft ihrer Unternehmen zu steigern. Damit nimmt auch die Komplexität wirtschaftlichen Handelns zu. In dieser Situation besteht ein erhöhter Bedarf an Austausch und Wissenstransfer. Und gerade Privatbanken besitzen das nötige Maß an Individualität und Flexibilität, um den Anforderungen der Next Gen gerecht zu werden.
Sophie Schelo
Sophia Schelo ist bei Hauck Aufhäuser Lampe als Next Gen-Expertin tätig. In dieser Funktion entwickelt sie innovative Formate zur Stärkung der Kundenansprache, gewinnt neue Kunden und fördert den Aufbau einer exklusiven NextGen Community und entsprechender Netzwerke.
Die studierte Betriebswirtin verfügt über mehr als 10 Jahre Erfahrung im Wealth Management. Berufliche Stationen umfassten die UBS Deutschland AG, Price Waterhouse Coopers und Merck Finck a Quintet Private Bank. Während ihrer Tätigkeit absolvierte sie parallel einen berufsbegleitenden Executive Master in Philosophie, Politik und Wirtschaft (PPW).
Tipp: Sie möchten gerne weitere Fachartikel aus der aktuellen BANKINGNEWS 300 lesen? Dann lesen Sie hier den Leitartikel zum Thema Open Finance.