„Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens“, sagte der griechische Tragödiendichter Euripides (480 – 407 v. Chr.). Neben der Verköstigung geht der Reiz für Weinsammler von der Spekulation in die edlen Tropfen aus.
Bordeaux-Weine sind die beliebtesten Spekulationsobjekte und gehören ohne Zweifel in eine hochklassige Sammlung. Sie sind aufgrund ihrer Haltbarkeit, Bekanntheit, begrenzter Stückmenge und transparenten Qualität hervorragend geeignet. Wer es sich leisten kann investiert in die seltenen Blue Chip Weine als Luxusanlage. Eine solche Investition ist risikoarm und verspricht eine hohe Kapitalrendite. Zu den Blue Chips zählen die klassifizierten fünf Premier Grands Crus, links des Flussufers des Bordeauxs: Lafite Rothschild, Latour, Margaux, Haut Brion und Mouton Rothschild. Im Rahmen der Weltausstellung in Paris 1855 wurde die Liste der Grands Crus Classés zum ersten Mal veröffentlicht, die bis heute Gültigkeit besitzt. Zudem gehören die nicht klassifizierten Grand Crus, vom rechten Ufer des Bordeaux zu den Blue Chips (Petrus, Le Pin, Ausone und Cheval Blanc), sowie wenige Burgund-Weine.
Bordeaux-Weine sind es auch, die den Liv-ex 100 zu etwa 90 Prozent dominieren. Die internetbasierte Weinbörse in London (London International Vintners Exchange) bildet 100 Spitzenweine ab. Unter der Voraussetzung mindestens 95 von 100 erreichten Parker-Punkten werden die Weine in den Index aufgenommen. Der US-Amerikaner Robert Parker gilt als Weinpapst und weltweit einflussreichster Kritiker. Seine Punkt-Bewertung entscheidet über Erfolg und Misserfolg der jeweiligen Jahrgänge. Die Besonderheit der Handelsplattform liegt darin, dass nur registrierte Weinhändler und Experten anbieten und bieten dürfen.
Eine verstärkte Nachfrage in den letzten Jahren führte dazu, dass die Preise in die Höhe schellten. Zwischen Juni 2009 und Juni 2011 stieg der Index um rund 70 Prozent – Ende Juli 2011 wurde mit 364,69 Punkten ein Höchststand erreicht, daraufhin entwickelte sich der Markt rückläufig. Bieter aus China haben den Markt mächtig angeheizt, wobei sie ihr Augenmerk hauptsächlich auf Spitzenweine legten, wie etwa die Erzeugnisse des Château Lafite Rothschild. Ende des Jahres 2012 schloss der Index mit 260,78 Punkten ab. Die Nachrichtenagentur Bloomberg meldete für die großen Auktionshäuser bei Weinauktionen einen Umsatzrückgang von 19 Prozent im letzten Jahr (2012: 322 Mio. Dollar, 2011: 397 Mio. Dollar). „China war ein im Großteil des Jahres ein schlafender Riese“, sagt Miles Davis, Partner bei Wine Asset Managers in London, gegenüber Bloomberg News. „Es sieht so aus, als würde dieser jetzt ganz langsam wieder erwachen“, ergänzt Davis. Gründe für die Zurückhaltung der Asiaten waren die Wirtschaftslage, hohe Lagerbestände der ortsansässigen Händler und Korruptionsvorwürfe seitens der chinesischen Regierung.
Wie bei allen Sachwert-Anlagen gilt es auch bei Wein das entsprechende Fachwissen aufzuweisen und die Märkte ständig zu beobachten. Eine Investition in einen unbekannten Wein mit guter Parker-Bewertung ist wenig sinnvoll. Ebenso bringt nicht jeder Jahrgang der traditionsreichen Châteaus Gewinnchancen mit sich. Für Einsteiger empfiehlt sich eine Investitionssumme zwischen 10.000 und 15.000 Euro. Der Anlagehorizont liegt zwischen fünf und zehn Jahren. Schließlich muss auch ein Weinkeller vorhanden sein, der Bedingungen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Erderschütterungen berücksichtigt. Eine Streuung des Risikos ist sinnvoll, z. B. unter den Aspekten Jahrgang, Region und Weingut, wobei sich die Weine in den oberen fünf Prozent der Qualitätsskala ansiedeln sollten. Weitaus riskanter als eine Investition in einen älteren Jahrgang, dessen Qualität bereits ausgewiesen ist, mag der so genannte Kauf en primeur sein. Während Käufer ihre Ware noch vor Flaschenabfüllung beim Château erwerben und im Voraus bezahlen, erhalten sie im Gegenzug günstige Konditionen. Grundsätzlich ist der Erwerb eines Gebindes von 12 Flaschen in der Original Holzkiste (OHK) ratsam, da der Wiederverkauf einfacher und gewinnbringender ist als bei Einzelflaschen.
Der Investment Broker Bordeaux Traders mit Sitz in Wien, hat sich auf die Vermittlung von Spitzenweinen als Wertanlage spezialisiert. Bordeaux Traders empfiehlt ein Startkapital von mindestens 25.000 Euro, um das Risiko im Portfolio zu streuen. Die Rendite wird dabei auf unterschiedliche Châteaus und Jahrgänge verteilt. Weinfonds sind wohl keine Alternative für leidenschaftliche Weinsammler. Sie zielen insbesondere auf Kleinanleger ab. Allerdings wurden in der Vergangenheit bereits einige indirekte Weinanlagen geschlossen. Sollte sich der gewünschte Wertzuwachs nicht einstellen, lässt sich der edle Tropfen in Form einer Direktanlage immer noch selbst verköstigen. So vermischt sich Enttäuschung am Ende in einen harmonischen und vollmundigen Abgang.
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