Zeiten ändern sich, Banken müssen nachziehen. Als 1870 die Idee zur Gründung der Deutschen Bank reifte, war die Industrialisierung in vollen Zügen. Diese veränderte auch die Finanzbedürfnisse der Bevölkerung. Neue Banken brauchte das Land. Einige Privatbankiers hatten das erkannt und die Chance genutzt.
Einer von ihnen war Adelbert Delbrück aus Berlin, Leiter des Bankhauses Delbrück, Leo & Co. Er hatte bereits 1869 vor, eine Bank zu schaffen, hauptsächlich für den überseeischen Handel, die unabhängig von England machen sollte. Seine Vision trug er an das Bankhaus Mendelssohn heran. Doch dort stieß er auf taube Ohren.
Delbrück fand aber schließlich in dem Bankier und Politiker Ludwig Bamberger einen gleichdenkenden Mitstreiter. Bamberger war nämlich gezwungen, Kreditgeschäfte mit Südamerika oder Ostasien über die britische Hauptstadt abzuwickeln. So war ihm ebenso wie Delbrück daran gelegen, Bankgeschäfte unabhängig von London zu tätigen.
Die Gründung der Deutschen Bank
Die beiden gelten entsprechend als Gründerväter der Deutschen Bank, holten sich aber noch einige andere Unternehmer mit ins Boot. Das Gründungskomitee bestand schließlich aus neun Personen.
Das Statut für die Bank wurde am 22. Januar 1870 verabschiedet. Die Konzession wurde auf „allerhöchsten Erlass Sr. Majestät des Königs von Preußen“, seinerzeit Wilhelm I., am 10. März erteilt. Die Gründung der Deutschen Bank war damit offiziell. Ironischerweise wurde der Name der Deutschen Bank ausgewählt, bevor es überhaupt einen deutschen Nationalstaat gab.
Da die Selbstständigkeit des deutschen Außenhandels das wichtigste Ziel der neu gegründeten Bank war, wird auch die Wichtigkeit im Statut betont. Dort heißt es: „Der Zweck der Gesellschaft ist der Betrieb von Bankgeschäften aller Art, insbesondere Förderung und Erleichterung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland, den übrigen Europäischen Ländern und überseeischen Märkten.“
Die Deutsche Bank stellt sich global auf
Von Anfang an stellt man sich in der Deutschen Bank international auf. In den Jahren 1871 bis 1873 wurden fünf Filialen eröffnet, zwei davon im Ausland. Bald nach der Gründung erschloss man sich weitere Geschäftsfelder, um rentabel zu sein. Daher nahm die Deutsche Bank bereits im Gründungsjahr Einlagen „in barem Geld“ an. Damals eine echte Innovation. Gefördert wurde das Einlagengeschäft durch einen der ersten beiden Direktoren, Georg von Siemens, der diesem Zweig so in Deutschland zum Aufstieg verhalf.
In den folgenden Jahrzehnten expandierte die Bank schnell. Die Frankfurter Zeitung betitelte sie 1914 sogar als „größte Bank der Welt“. Doch der Erste Weltkrieg ging auch an der Deutschen Bank nicht spurlos vorbei. Die „größte Bank der Welt“ musste sich nach dem Krieg mit dem nationalen Geschäft begnügen. Fast alle Niederlassungen im Ausland hatte sie verloren.
1919 – das Zeitalter der Weimarer Republik war da. Deutschland und seine Bankenlandschaft sahen nun vollkommen anders aus. Die Hyperinflation 1923, aber besonders die Weltwirtschaftskrise erschütterten die deutsche Bankenlandschaft. Die „goldenen Jahre“ waren ein für alle Mal vorbei – auch für die Deutsche Bank.
Aber es sollte noch schlimmer kommen: Im nationalsozialistischen Deutschland beteiligte sich das Kreditinstitut an der „Arisierung“ und vergab unter anderem Kredite an Firmen, die am Bau des IG-Farben-Werks und des deutschen Konzentrationslagers in Auschwitz beteiligt waren. 1945 sah es ganz danach aus, dass eine Schließung des Bankhauses unvermeidbar ist.
Turbulente 150 Jahre mit der Deutschen Bank
Aber das Kreditinstitut schaffte nach dem Krieg den Schritt zur Neugründung. Man besann sich auf die Wurzeln der Bank: internationale Finanzierungen. Nachdem sich nach 75 Jahren beinahe das Ende der Deutschen Bank ankündigte, konnte die Bank in den 1950er Jahren auch durch die Erschließung des Privatkundengeschäfts wieder Fuß fassen.
Direkt nach ihrer Gründung hatte die Bank in der öffentlichen Meinung keinen wirklich guten Stand, man glaubte nicht an ihre Zukunftsfähigkeit. Doch das Finanzinstitut hat das Gegenteil bewiesen. Im Jahr 2020 feiert die größte Bank Deutschlands ihr 150-jähriges Bestehen. Das Jubiläum wird am 21. März mit einem Festakt in Berlin begangen. Das Motto: „Tradition trifft Zukunft. 150 Jahre Deutsche Bank.“
In ihrer Geschichte hat das Geldhaus es durch schwere Phasen und Zeiten des Umbruchs hindurch geschafft. Mit der Digitalisierung und der Konkurrenz durch Neobanken sowie Big Techs stehen der Deutschen Bank weitere große Herausforderungen bevor. Vielleicht hat sich das Kreditinstitut auch vor diesem Hintergrund den prominenten Fintech-Experten André Bajorat ins Haus geholt. Wie es in der Deutschen Bank insgesamt intern aussieht, beschreibt etwa Ingo Nathusius in seinem Buch „Deutsche Bank intern. Über den Versuch einer Sanierung“.
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