O`zapft is! Jetzt gibts Hendl, Bier und Achterbahnen

Von Kornelius Purps, Fixes Income Strategist bei der UniCredit Research • Hendl-Fest: Kalorienhaltige Wies`n mit hohem Fed-Anteil • Bier-Trunk: Zuversicht der Festzelteigner spiegelt sich in höherem Ifo-Index wider • Achter-Bahn: G-20 suchen nach einvernehmlicher Bonuslösung O‘zapft is! Münchens Oberbürgermeister Christian Ude war bereits nach zwei Schlägen erfolgreich, und damit war „die größte offene Drogenszene der…


Von Kornelius Purps, Fixes Income Strategist bei der UniCredit Research

• Hendl-Fest: Kalorienhaltige Wies`n mit hohem Fed-Anteil
• Bier-Trunk: Zuversicht der Festzelteigner spiegelt sich in höherem Ifo-Index wider
• Achter-Bahn: G-20 suchen nach einvernehmlicher Bonuslösung

O‘zapft is! Münchens Oberbürgermeister Christian Ude war bereits nach zwei Schlägen erfolgreich, und damit war „die größte offene Drogenszene der Welt“ (Grünen-Chefin Claudia Roth) eröffnet.
Für die erwarteten sechs Millionen Gäste gilt es dieses Jahr, ganz besonders viele neue Regeln zu beachten. So ist bei übermäßigem Bierkonsum grundsätzlich mit der Entnahme von Blutproben für wissenschaftlich-statistische Zwecke zu rechnen. Dirndlträgerinnen dürfen nur noch vollständig bekleidet fotografiert werden. Außerdem sollen Regionalpolitiker weder mit Bier noch mit Milch übergossen werden, sonst gibt‘s a Watsch‘n. Rechtzeitig zum Fest wurde per Gerichtsurteil auch noch schnell das Verkehrsrecht angepasst: nüchterne Kraftfahrer müssen im Umfeld der Theresienwiese grundsätzlich mit besoffenen Fußgängern rechnen, sonst trifft sie bei einem Zusammenstoß eine Teilschuld.
Fraglich bleibt, inwieweit nüchterne Fußgänger für die durch betrunkene Autofahrer verursachten Schäden geradestehen müssen. Spötter meinen, dies wäre das gleiche Prinzip, wie es derzeit im Finanzgewerbe angewandt wird: Der stoische Steuerzahler stützt die bierseligen Bonusbezieher. Die Diskussion über Art, Ausmaß und Attraktivität der Gehälter im Bankgewerbe bestimmt dieser Tage die Vorbereitungen für den G-20 Finanzgipfel im amerikanischen Pittsburgh Ende dieser Woche. Das läuft wohl auf eine globale Arbeitsvertrags-Schufa unter dem Dach der NASA hinaus. Einzige Öffnungsklausel: Lebensmittelmarken. Amerikanische Rohstoffhändler bekommen dann statt 100 Mio. Dollar zehn Millionen Hendl-Gutscheine. Solche Gutscheine stellen übrigens eine Forderung dar und lassen sich daher vorzüglich mit ähnlichen Wertpapieren amerikanischer Bulettenproduzenten kombinieren, strukturieren und tranchieren. Mezzanine meets McCoupon.
Das G-20 Treffen stellt sicherlich das Highlight dieser Woche dar, es ist aber beileibe nicht das einzige Event mit möglicherweise historischer Tragweite. Der Offenmarktausschuss der US Notenbank begibt sich ab morgen auf eine zweitägige Klausur. Die Ergebnisse der Diskussion werden am Mittwoch Abend unserer Zeit im Statement veröffentlicht. Die Leitzinsen werden nicht geändert werden, aber ansonsten sind die Marktteilnehmer gespannt auf mögliche Neueinschätzungen zu allen anderen Themen: Wachstum, Inflation und Liquiditätsoperationen. Nach dem jüngsten Anstieg der Kapitalmarktrenditen um immerhin rund 20 Basispunkte liegt das Risiko am Zinsmarkt sicherlich auf beiden Seiten: Keinerlei Signale auf ein Anfang vom Ende der exzessiv-expansiven Liquiditätspolitik würde die Renditen drücken. Plötzlich ausgesandte „hawkishe“ Signale (wie vergangene Woche in einem Broker-Report kolportiert) könnten jedoch genau so gut in die andere Richtung wirken. Allerdings glauben wir nicht, dass die Marktteilnehmer nach dem FOMC-Treffen eine super-aggressive Positionierung in die eine oder andere Richtung eingehen werden. Dafür sind die wirtschaftlichen Unwägbarkeiten einfach noch zu groß und die Risikobereitschaft der Anleger einfach noch zu gering. Der Zentralbank-Carrytrade (leihe Zentralbankgeld, kaufe Staatsanleihen) zeigt ja, dass derzeit eher konservative Anlageformen bevorzugt werden.
Drittes Event-Highlight dieser Woche sind die Bundestagswahlen in Deutschland am kommenden Sonntag. Erste Hochrechnungen finden Sie bereits seit gestern Abend auf Twitter… Die Finanzmärkte zeigen sich davon bislang unbeeindruckt. Der erste von drei Feiertagen in Japan sorgt heute früh für eine sehr entspannte Atmosphäre an den Märkten. Auffällig ist allenfalls ein etwas festerer US Dollar.
Der traditionelle Blick auf den Datenkalender verrät, dass uns auch von dieser Seite in den kommenden Tagen einiges geboten wird. Zwar fängt es heute (Index der Vorlaufindikatoren in den USA) und morgen (US Immobilienpreise) noch relativ ruhig an; am Mittwoch sehen wir dann aber die europäischen PMIs und am Donnerstag sogar den Ifo Index.     Unmittelbar im Anschluss treffen sich dann die Regierungschefs und Notenbankpräsidenten der G-20 Staaten – nach unbestätigten Berichten im Augustiner…

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