Ohrfeige für Spanien

Kommentar von Angelika Engler – Börsen-Zeitung Spaniens Reformbemühungen überzeugen nicht. So schlicht und einfach muss man wohl die Entscheidung der Ratingagentur Moody’s werten, die Bonität des Königreichs von "Aa1" um eine Stufe auf "Aa2" mit negativem Ausblick herabzusetzen. Moody’s nahm sich damit nicht einmal die Zeit, um die Zahlen der Bankenaufsicht Banco de España über…


Kommentar von Angelika Engler – Börsen-Zeitung

Spaniens Reformbemühungen überzeugen nicht. So schlicht und einfach muss man wohl die Entscheidung der Ratingagentur Moody’s werten, die Bonität des Königreichs von "Aa1" um eine Stufe auf "Aa2" mit negativem Ausblick herabzusetzen. Moody’s nahm sich damit nicht einmal die Zeit, um die Zahlen der Bankenaufsicht Banco de España über den Kapitalbedarf der spanischen Banken und Sparkassen zur Erfüllung der neuen Eigenkapitalanforderungen abzuwarten. Das kommt fast schon einer Ohrfeige für Regierung und Bankenaufsicht gleich. Zumal Moody’s längst eine eigene Rechnung aufmachte und für die Rekapitalisierung der krisengebeutelten Sparkassen nach den zehn Jahren des Immobilienbooms 50 Mrd. Euro statt der offiziell kalkulierten 20 Mrd. Euro ansetzt.

Die Erwartung zusätzlicher Staatsschulden kombiniert mit dem prognostizierten schwachen Wachstum Spaniens auf mittlere Sicht und der begrenzten Kontrolle der Regierung über die Ausgaben der 17 autonomen Regionalparlamente ließen die Agentur ihre im Dezember angekündigte Drohung für eine Herabstufung nun wahrmachen. Das schlechtere Rating dürfte nicht nur die Finanzierung des Staates, sondern auch der Banken und Unternehmen verteuern.

Das Land, das erst im laufenden Jahr aus der Rezession herauskommen dürfte und ein zartes Wachstum von etwa 0,7% erwartet, steht mit einem Schuldenberg von etwa 65% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) im Euro-Vergleich zwar immer noch gut da. Und die bisher tapfer durchgezogenen Sparpläne ließen das Haushaltsdefizit 2010 immerhin von 11,2 auf 9,24% des BIP sinken. Doch die künftigen höheren Refinanzierungskosten könnten Spanien doch noch einen Fall für den europäischen Rettungsfonds werden lassen.

Gerade mit der jüngsten Sparkassenreform und der damit verbundenen Rekapitalisierung will das Land die Zweifel der Märkte über die Solvenz der Branche aus der Welt schaffen und damit den Druck vom Länderrisiko nehmen. Doch Investoren vermuten trotz aller bisher veröffentlichten Daten über Kreditrisiken weitere Leichen in den Bilanzen. Bei unsanierten Bilanzen aber dürften die erhofften privaten Investoren von den Cajas fernbleiben. Und der Fluch des Immobilienrausches mit all seinen ökonomischen Folgen wird wohl noch weiter über Spaniens Bonität schweben.

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