Schlechte Führung gibt es überall, gute nicht – Der Spagat zwischen Realität, Idealbild und Zukunft

TEIL 1: Die Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapital. Haben Sie diesen Satz schon einmal gehört? Derartiges schreiben sich viele Banken auf die Fahnen bzw. in ihre Wertebroschüren. Und was so schön klingt, ist auch plausibel. Sorgen die Mitarbeiter doch für die Erfüllung aller Ziele und Erlöse im Unternehmen. In der Realität erleben jedoch die Wenigsten…


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Jeder Vierte hat schon einmal seine Arbeitsstelle wegen eines Vorgesetzten gekündigt, weil ihn die Art der Führung krank machte. Zudem betreiben 70% Dienst nach Vorschrift und 15% haben bereits innerlich gekündigt. So kosten allein die innerlichen Kündiger die deutsche Wirtschaft zwischen 73 und 95 Mrd. Euro pro Jahr, wie die jüngste Gallup-Studie ergibt. Hinzu kommt noch die Flucht der Leistungsträger, denn jede Führungskraft hat die Mitarbeiter, die sie verdient (im schlimmsten Fall also nur noch die, die keine bessere Anstellung finden). Doch es gibt auch Hoffnung, denn die Zukunft stellt immer höhere Anforderungen an das Thema Führung, was mehr Arbeitsglück und auch bessere Leistungen mit sich bringt.

Schlechtes Führen ist einfach, gutes Führen leider nicht

Niemand behauptet, dass Mitarbeiterführung einfach ist. Von Motivieren, Fordern, Fördern, Organisieren, Kontrollieren bis hin zum Sanktionieren – oft unter Zeitdruck und in derartig dynamischen Zeiten ist sicher nicht jedermanns Sache. Aber vielleicht sollte auch nicht jedermann Führungskraft werden. Tatsächlich führen allzu oft Kontakte, Selbstdarstellung und „Ja-Sager-Mentalität“ zur begehrten Beförderung, wenngleich auch Fachkompetenz und Erfahrung in Studien als Gründe genannt werden. So oder so, mit echter Führungseignung hat das nichts zu tun. Nach dem sogenannten Peter-Prinzip könnte man auch sagen, die Leute werden aus der Kompetenz in ihrem alten Job in die Inkompetenz in der Vorgesetztenrolle hineinbefördert.

Das Verhalten mancher Führungskräfte ist dabei fast tragisch. Ich selbst kannte einmal einen Vorgesetzten, der es auf die Spitze brachte und seine eigene Überforderung auf die Mitarbeiter abwälzte. Er nannte diesen Stil „weisungsloses Führen“, bei der alle Verantwortung beim Mitarbeiter liege, im Grunde war es aber ein „führungsloses Führen“ und endete schließlich in einer deutlichen Verkleinerung des Teams. Aber auch bei wohlwollenden Chefs gilt oft „gut gemeint ist nicht gut gemacht“. Die positive Nachricht lautet allerdings, Führung lässt sich in vielerlei Hinsicht lernen.

Die ideale Führungskraft – Mit 14 Kriterien zum Erfolg

Gute Führung ist nicht einfach, aber auch kein Hexenwerk. Vorgesetzte, die folgenden Stil  weitgehend beherrschen, dürfen sich als qualifiziert betrachten. Die anderen sollten erstens ein ehrliches Feedback einholen, wo Sie stehen (von Kollegen, eigenen Vorgesetzten und vor allem Mitarbeitern), zweitens daraus Handlungsfelder identifizieren, priorisieren und Stück für Stück angehen sowie drittens  üben, üben, üben! Dabei hilft es, Vorbilder zu beobachten, zu analysieren und nachzuahmen, mit „Trial & Error“ auszuprobieren und zu reflektieren und die Methoden der Führung (von Persönlichkeitsbetrachtungen à la INSIGHTS MDI, den verschiedenen Führungsstilen und der 2-Faktoren-Theorie bis zur Reifegradtheorie) zu studieren. Nützlich können zudem Coachings und für neue Führungskräfte qualifizierte Paten im Unternehmen sein. Und darum geht es beim avisierten Führungsstil:

Geben Sie Sicherheit und einen klaren Rahmen

  • Seien Sie Vorbild und authentisch, kennen und leben Sie Werte, Stärken, Schwächen Offenheit und Ehrlichkeit
  • Entwickeln und fördern Sie Ihre Mitarbeiter und nutzen Sie deren Stärken
  • Kommunizieren Sie unbedingt klar, konkret, nachvollziehbar und ehrlich (und zwar Ziele, Sinn der Aufgaben, Beiträge zum Ganzen, Werte, Feedbacks, gemeinsame Visionen und stets die für die Arbeit notwendigen Informationen)
  • Seien Sie stets konsequent (belohnen Sie dabei die Besten, fördern Sie die Mitte und trennen Sie sich von Problemfällen)

Sorgen Sie für eine gute Stimmung

  • Seien Sie präsent, hören Sie ihren Mitarbeitern aktiv zu und gehen Sie individuell auf deren Bedürfnisse ein
  • Geben Sie Wertschätzung (individuell, öffentlich, nachvollziehbar und angemessen), stehen Sie nach außen zu Ihren Leuten und bereiten Sie ihnen auch mal eine kleine, persönliche Freude
  • Schaffen Sie ein Gruppen- und Zugehörigkeitsgefühl („Wir sind die Besten“) und achten Sie ganz genau auf Intriganten, Dauernörgler und Trittbrettfahrer
  • Denken Sie positiv und machen Sie die Dinge mit Spaß und gern auch mal etwas verspielt (Gamification ist sogar ein Trend)
  • Lassen Sie Freiräume (für Work Life Balance, Selbstverwirklichung etc.)

Optimieren Sie die Arbeitsweise

  • Weniger ist mehr, eröffnen Sie nicht zu viele Baustellen gleichzeitig
  • Seien Sie informell und meiden Sie unnötige Kontrollen und Bürokratie. Führen Sie zudem einen „systematischen Mülleimer“ ein, in dem überflüssige Kontrollen und Bürokratie landen
  • Vertrauen Sie Ihren Mitarbeitern, lassen Sie sie mitgestalten und delegieren Sie Arbeiten
  • Lassen Sie Fehler zu, diese sind Lernmöglichkeiten. Trösten Sie, statt zu tadeln, und achten Sie darauf, nie zu beleidigen, nie für Schwächen zu kritisieren oder Vorwürfe zu machen
  • Seien Sie selbstkritisch, fordern Sie zudem von Anderen Kritik ein und stehen Sie zu Ihren Fehlern

Lesen Sie in der nächsten Ausgabe den zweiten Teil meines Artikels zur Führung in der Zukunft.