Sieg, Unentschieden oder Niederlage

Guten Morgen, heute ist Freitag, der 11. Juni 2010 ! Umfrage: Wer wird Fußball-Weltmeister 2010? Nachfrage: J.-C. Trichet verrät keinerlei Details zum Anleihenkaufprogramm Infrage: China sorgt für eine euphorische Marktstimmung, was uns in Europa verwundert "Ja gut, es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Unentschieden oder Niederlage." Mit diesem Zitat von Kaiser Franz Beckenbauer beginnen wir…


Guten Morgen, heute ist Freitag, der 11. Juni 2010 !

  • Umfrage: Wer wird Fußball-Weltmeister 2010?
  • Nachfrage: J.-C. Trichet verrät keinerlei Details zum Anleihenkaufprogramm
  • Infrage: China sorgt für eine euphorische Marktstimmung, was uns in Europa verwundert

"Ja gut, es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Unentschieden oder Niederlage." Mit diesem Zitat von Kaiser Franz Beckenbauer beginnen wir unsere tägliche Berichterstattung über das weltmeisterliche Geschehen auf dem grünen Rasen. Heute Nachmittag um 16 Uhr startet mit dem Spiel von Gastgeber Südafrika gegen Mexiko der Stress mit 64 Spielen in vier Wochen, beginnend mit 48 Spielen in zwei Wochen. Deutschland greift am Sonntag in das Geschehen ein, und hoffentlich wird das nicht "ein Tag, an dem man sich beim Naseboren den Finger bricht" (F.B.). Die Schweiz sehen wir erst am Mittwoch gegen den Turnierfavoriten Spanien, und die Österreicher warten auf die Auslosung zur Qualifikationsrunde für die EM 2012…

Haben Sie auch nicht vergessen, Ihre Tipps ab zugeben? Einen haben wir noch: Auch ich bitte um Ihre Einschätzung:

Wer wird Weltmeister?

Senden Sie Ihre Antwort bitte bis zum Anpfiff um 16 Uhr an mich. Alle Richtigtipper kommen am 12. Juli in eine Lostrommel. Bis dahin überlege ich mir, welchen Preis der dann unter Aufsicht eines Mitarbeiters aus dem Controlling gezogene Gewinner erhält.

Mit dieser Geheimniskrämerei folge ich der von Jean-Claude Trichet vorgegebenen Linie: Tu was, aber verrate nicht, wofür. Klar, Trichet und Kollegen haben mehrfach, auch gestern wieder, betont, das Anleihenkaufprogramm diene der "Wiederherstellung des geldpolitischen Transmissionsmechanismus". Aber der EZB-Präsident ließ sich auf der gestrigen Pressekonferenz auch auf mehrfaches Nachfragen hin nicht entlocken, unter welchen Bedingungen dieser Zustand erreicht sei. In normalen Krisenzeiten hätte ein vergleichbares Schweigegelübde an den Finanzmärkten zu nicht unerheblichen Verwerfungen geführt. Aber ganz offensichtlich befinden wir uns dieser Tage nicht in normalen Krisenzeiten: Seit Wochen warten wir gebannt auf die Ausführungen der Europäischen Zentralbank zu ihrem noch vor sechs Wochen unvorstellbaren Bondkaufprogramm – und am Tag aller Tage interessiert plötzlich nur noch China. Chinas Exporte steigen um fast 50%, China hält die europäische Schuldenkrise für überstehbar, China kauft den USA das Antrittsrecht bei der Weltmeisterschaft ab… Mit einem Mal ist alles gut und die Marktteilnehmer messen den positiven Meldungen eine überragende Bedeutung bei: Spanien platziert erfolgreich eine neue 3jährige Staatsanleihe – ¡viva! Der Dreimonats-Dollar-Libor-Satz fällt um einen hundertstel Basispunkt – Great! Unternehmen schaffen es wieder, am Markt Anleihen zu platzieren – Hurra! Der Euro steigt auf über 1,21 – Hourra! Der ungarische Forint hat seine Verluste von Ende vergangener Woche wieder aufgeholt – Hurrá!. Die Weltbank sieht die Gefahr einer Double-Dip-Rezession in Europa – Urrà! Ach ne, halt. Es gab Tage, da wären all die positiven Meldungen ignoriert worden und alle Händler hätten sich auf die Einschätzung der Weltbank gestürzt. Aber die Vuvuzela-Stimmung an den Märkten verbietet jede Form des Angsthasenhandelns. Die US Aktienindizes schließen mit einem Plus von fast drei Prozent – es wird nicht lange dauern, und wir sprechen von der Gefahr einer Blasenbildung.

Auch wenn ich – wie viele von Ihnen wahrscheinlich auch – dem neuen Marktfrieden nicht recht trauen will, lassen Sie uns den Moment einfach genießen. Ob die heutigen US Einzelhandelszahlen oder die Michigan Konsumentenstimmung an dem positiven Momentum etwas ändern werden, lässt sich sowieso nicht antizipieren. Wir kennen ja die Bullenmarktfallen noch von Ende 2008 / Anfang 2009. Mann, war das aufregend. "Damals hat die halbe Nation hinter dem Fernseher gestanden." (F.B.)

Purpsis Eckball:
"Es war ein wunderschöner Augenblick, als der Bundestrainer sagte:
‚Komm, Stefan, zieh‘ deine Sachen aus, jetzt geht’s los!‘ "
(Steffen Freund)

Kornelius Purps
Fixed Income Strategist – Director
UniCredit Research

Corporate & Investment Banking
UniCredit Bank AG

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