Sind die Schuldigen identifiziert?

th – Dem einen oder anderen Kontrolleur in der weltweiten Finanzwelt sind sie schon lange ein Dorn im Auge. Im Rahmen der Kreditkrise sind die Ratingagenturen nun zur Zielscheibe für Regulierung geworden. Zu Recht? Am vergangenen Donnerstag wurde nun auch in Brüssel der Entwurf einer Direktive vorgelegt, der die Ratingagenturen an die kurze Leine nehmen…


th – Dem einen oder anderen Kontrolleur in der weltweiten Finanzwelt sind sie schon lange ein Dorn im Auge. Im Rahmen der Kreditkrise sind die Ratingagenturen nun zur Zielscheibe für Regulierung geworden. Zu Recht?

Am vergangenen Donnerstag wurde nun auch in Brüssel der Entwurf einer Direktive vorgelegt, der die Ratingagenturen an die kurze Leine nehmen soll. Kommt das Gesetz durch, so können Ratingagenturen in Zukunft nur noch Ratings mit einer Lizenz vergeben, die ihnen bei einem Verstoß von den Behören auch wieder entzogen werden kann. Der Gesetzentwurf nennt auch strafrechtliche Verfolgung und Berufsverbot als mögliche Konsequenzen bei einem Verstoß gegen die geplante Richtlinie.



Bisher hatten sich die Ratingagenturen freiwillige Verhaltensregeln zu befolgen, aber nicht nur in Europa auch in den USA sind die Behören, allen voran die US-Börsenaufsicht (SEC), der Meinung, dass diese Selbstverpflichtung versagt hat. Zudem wurde in den letzten Monaten das System der Agenturen scharf kritisiert. Bislang bezahlen die Emittenten die Analysen der Ratinggentunren, nicht die Investoren, die auf die fundierte Bonitätsbewertung als eigentliche Nutzer der Ratings zurückgreifen.

Der Vorstoß in Brüssel kommt indes nicht überraschend. Schon im Vorfeld hat die Internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden (Iosco) Vorschläge unterbreitet, wie Moody´s und Co. besser kontrolliert werden können. Aus Sicht von Behörden, Gesetzgebern und Kontrollgremien sind die Bewertungen in der Krise zu lange positiv ausgefallen – mitunter ein Grund, warum Banken in die Kreditkrise geraten sind.

Doch nicht die Agenturen?

Durch schlichte Berücksichtigung interner Researchberichte innerhalb der IKB mit dem Titel „The clock is ticking“ hätte die Krise verhindert werden können, denn dort wird schon 2005 über eine deutliche Korrektur am Immobilienmarkt in den USA gewarnt.

Unterm Strich entbindet die Zusammenarbeit mit einer Ratingagentur nicht vom eigenem Research und eigener Risikobewertung. Somit hat die Subprimekrise schonungslos die Schwächen und Grenzen von Risikomodellen zur Bonitäts- und Portfolieanalyse offengelegt.

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