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Sternenstaub

„Weißt du wie viel Sternlein stehen…?“, lauten die Zeilen eines bekannten Schlafliedes. Ob sich Finanzberater damit auch in den Nachtschlaf wiegen lassen? Vielleicht denken sie dabei gar nicht an das besungene „blaue Himmelszelt“, sondern an jene Sternenreihe, die bei Online-Bewertungsportalen als Notensystem dient. Es gibt wohl kaum eine Dienstleistung, die sich nicht im Internet bewerten…


„Weißt du wie viel Sternlein stehen…?“, lauten die Zeilen eines bekannten Schlafliedes. Ob sich Finanzberater damit auch in den Nachtschlaf wiegen lassen? Vielleicht denken sie dabei gar nicht an das besungene „blaue Himmelszelt“, sondern an jene Sternenreihe, die bei Online-Bewertungsportalen als Notensystem dient.

Es gibt wohl kaum eine Dienstleistung, die sich nicht im Internet bewerten ließe. Seien es Ärzte, Hotels, Handwerker, Professoren, Vermieter und so auch Bankberater. Während sich etwa die Bewertung von Hotels oder Handwerkern großer Beliebtheit erfreut, stehen bislang noch wenige Portale für die Bewertung von Finanzberatern bereit. Neben dem etablierten Anbieter WhoFinance startete im Frühjahr letzten Jahres die Plattform mybankrating. Bei WhoFinance wählen Kunden zunächst den Inhalt ihres Beratungsgespräches aus, wobei die sehr generalisierte Themenauswahl aus Geldanlage, Immobilienfinanzierung, Altersvorsorge, Krankenversicherung und Sonstiges besteht. mybankrating stellt zudem die Inhalte Vermögenswirksame Leistungen und Zahlungsverkehr bereit. Die Sternenvergabe erfolgt in den Kategorien Beratungskompetenz, Servicequalität, Produktangebot und Bereitschaft zur Weiterempfehlung. Auch ein persönlicher Erfahrungsbericht lässt sich hinterlegen.

Theoretisch kann jeder Berater bewertet werden und dieser wird nicht zwangsläufig darüber informiert. „Wir müssen uns nicht verstecken“, sagt Sabine Gärtner, Sprecherin der Sparkasse zu Lübeck, gegenüber der Lübecker Nachrichten. Kritisch sieht sie jedoch, dass ihre Kollegen entgegen ihrem eigenen Wunsch bewertet werden. Die Gewerkschaft der Finanzdienstleister (DBV) geht dagegen direkt in die Defensive. „Wir lehnen das absolut ab“, sagt Sigrid Betzen, Geschäftsführerin der DBV, und verweist auf den ohnehin hohen Erfolgsdruck durch die Arbeitgeber, der sich dadurch zusätzlich verschärfen würde.

Die Verteilung der Bewertungen vermag einen Hinweis über die Nutznießer zu geben: Insgesamt sind 16.984 Bewertungen für Freie Berater und 5.187 für Bankberater hinterlegt – eine eindeutige Verteilung. Freie Berater müssen schließlich selbst für ihre Bekanntheit sorgen und zählen damit in erster Linie zur Zielgruppe solcher Plattformen. Im Umkehrschluss würde dies bedeuten, dass das Interesse von Angestellten, beispielsweise bei Sparkassen oder Volks- und Raiffeisenbanken, weniger ausgeprägt ist. Ihr Marketing wird schließlich an anderer Stelle erledigt.

Überhaupt sollte man sich vom entzückenden Glanz der Sterne nicht trügen lassen. Bewertungen im Netz müssen nicht unbedingt der Realität entsprechen. Thomas Hagen, Sprecher der Verbraucherzentrale in Kiel meint, „Eine Bewertung taugt nur etwas, wenn man auch weiß, woher sie kommt“. Hinter all den Meinungen und Bewertungen steht auch immer die Frage, was die Kunden dazu bewogen hat sich dort zu äußern und ihre private Zeit zu investieren. Ärger? Zufriedenheit? Sympathie? Persönliche Beziehungen? Die Anonymität des Internets lässt völlige Transparenz nicht zu, auch wenn sich Plattformen gerne damit positionieren.

Transparenz soll Kunden auch auf Vergleichsportale für Finanzprodukte locken. Während Versicherungen damit längst umgehen müssen, ist der Trend bei Bankprodukten noch nicht so stark. Portale wie BankingCheck.de oder biallo.de bieten diesen Dienst an. Hier lassen sich Tagesgeld, Festgeld, Sparbrief, Sparbuch, Baufinanzierung oder Ratenkredit vergleichen bzw. auch bewerten. Während Tagesgeld und Festgeld eher standardisiert sind, werden andere Produkte wesentlich differenzierter gestaltet. Kündigungsrechte oder Sonder- und Bonuszinsen sind zum Beispiel schwer zu vergleichen. Hinter der großen Vielfalt steckt schließlich eine Strategie – selbst bei Basisprodukten sind Kunden nur schwer in der Lage Vergleiche zu ziehen. Inwiefern Bewertungen und Vergleiche den Kunden tatsächlich zur idealen Entscheidung verhelfen ist ungewiss. Manchmal sollte man wieder mehr auf das eigene Urteilsvermögen und den gesunden Menschenverstand vertrauen. Vielleicht verbringt man seine wiedergewonnene Zeit einfach mal mit einem Blick in den abendlichen Sternenhimmel.

Foto von Sergii Tsololo – www.istockphoto.de