Unternehmen im Spagat zwischen Risikominimierung und Ergebnismaximierung

Von Stefan Hirschmann – DÜSSELDORF, 22.01.2009 – Die Finanzmarktkrise schlägt mehr und mehr auf das operative Geschäft mittelständischer Unternehmen in Deutschland durch. Gleichwohl gestaltet sich der Auftragseingang auch innerhalb diverser Branchen extrem heterogen, sodass etwa der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagebau (VDMA) für seine Mitgliedsunternehmen eine Auftragsentwicklung für 2009 von -30% bis hin zu +50%…


Von Stefan Hirschmann – DÜSSELDORF, 22.01.2009 – Die Finanzmarktkrise schlägt mehr und mehr auf das operative Geschäft mittelständischer Unternehmen in Deutschland durch.

Gleichwohl gestaltet sich der Auftragseingang auch innerhalb diverser Branchen extrem heterogen, sodass etwa der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagebau (VDMA) für seine Mitgliedsunternehmen eine Auftragsentwicklung für 2009 von -30% bis hin zu +50% prognostiziert. „Ein Kernproblem ist derzeit die extreme Unsicherheit“, sagt Dr. Hans-Gert Mayrose, Vorstand der GESCO AG, die sich als Private Equity-Unternehmen ohne Exit-Strategie primär an Mittelständlern aus den Branchen Werkzeug- und Maschinenbau sowie Kunststofftechnik beteiligt. Investitions- und Personalentscheidungen seien in dem gegenwärtigen Marktumfeld zunehmend schwieriger zu treffen.

Dennoch sei die Stimmung in den mittleren Unternehmen ungleich besser als in der Kreditwirtschaft, denn die existenzgefährdende Bedrohung durch ein widriges Marktumfeld sei für viele Unternehmer nichts neues. „Banken müssen erst lernen, mit dieser Situation umzugehen“, weiß Mayrose. Auf der anderen Seite reduzieren die Firmenkunden als Konsequenz aus der Krise ihre Bankenabhängigkeit, optimieren ihre Prozesse und Kostenstruktur sowie ihr Risikomanagement. Sinkende Kosten für Energie und Rohstoffe lassen die verarbeitenden Branchen auch in Krisenzeiten positive Effekte spüren. Nicht wenige Unternehmen dürften deshalb gestärkt aus der Krise hervorgehen.

Ein Problem sieht die GESCO AG vor allem für jene Betriebe, die durch eine hohe Verschuldung, hohe Fixkosten, geringe Margen und konzentrierte Kundenabhängigkeiten gekennzeichnet sind. Probleme offenbaren sich zudem bei Post Mergers sowie in den Unternehmensbereichen Controlling und Beteiligungsmanagement.

„Insbesondere in der Automobilindustrie treten diese Schwachstellen derzeit deutlich zutage“, so Mayrose im Rahmen einer Veranstaltung des Düsseldorfer Finanz Forums.

Unterm Strich sei im deutschen Mittelstand mit einem erkennbaren Ergebnisrückgang zu rechnen, doch ließen sich Geschäfte auch 2009 voraussichtlich auf „ansprechendem Niveau“ tätigen.

Ratsam sei die Trennung von Leiharbeitern bei gleichzeitiger Bewahrung der Kernbelegschaft, Überstundenkonten abzubauen, die Wertschöpfung zurückzuholen sowie geplante Investitionen auf den Prüfstand zu stellen, glaubt Mayrose.

„Im Grunde genommen ist das die übliche Klaviatur“, sagt der Investor, doch müssten zeitgleich Maßnahmen zur Chancensteigerung ergriffen werden. Dazu zähle die Aktivierung des Vertriebs, die Erschließung neuer, prosperierender Abnehmerbranchen sowie das Schmieden von Koalitionen und die Bündelung der Marktmacht.

Grundsätzlich hätten sich die Unternehmen auf eine stärker risikoorientierte Kreditvergabe einzustellen, doch wer als im Kern gesundes Unternehmen Kredite benötige, dürfte diese auch in Krisenzeiten erhalten.

„Wichtig ist, das Verhältnis zwischen Risikominimierung zu Ergebnismaximierung konsequent auszutarieren“, sagt Mayrose.

Für viele Mittelständler sei 2009 deshalb das „Jahr der Entscheidung“ oder das „Jahr des Überlebens“.