Urlaubsimpressionen

Guten Morgen, heute ist Dienstag, der 14. September 2010 ! Basel-III: Neue Eigenkapitalrichtlinien kommen an den Märkten gut an Athen-5: Griechenland platziert heute 6-Monats-Bills – zur Renditen hart an der 5%-Marke Washington-Null: US Einzelhandelszahlen werden nur leicht oberhalb der Nulllinie erwartet So. Da bin ich wieder. Die zwei Wochen Sizilien müssen meinen Bedarf an Sonne…


Guten Morgen, heute ist Dienstag, der 14. September 2010 !

  • Basel-III: Neue Eigenkapitalrichtlinien kommen an den Märkten gut an
  • Athen-5: Griechenland platziert heute 6-Monats-Bills – zur Renditen hart an der 5%-Marke
  • Washington-Null: US Einzelhandelszahlen werden nur leicht oberhalb der Nulllinie erwartet

So. Da bin ich wieder. Die zwei Wochen Sizilien müssen meinen Bedarf an Sonne für die nächsten acht Monate im Voraus decken. Von Genua aus fuhren wir mit einem Fährunternehmen rüber, welches nach eigenen Angaben "8 cruise ferries and 2 ferry cruiser" betreibt, alle "ausgestattet mit Drahtrundfunk". Wow. Auf dem Sonnendeck war der erste Höhepunkt eine "Waka Waka"-Animation für italienische Hausfrauen – beeindruckend. In Palermo ging es mit dem Auto weiter. Nach 500 Metern in 20 Minuten fragte mich das Navigationsgerät: "Wollen Sie in den Fußgänger-Modus umschalten?" Das überrascht, denn bei Tempo 200 fragt es mich ja auch nicht "Wollen Sie in den Flug-Modus umschalten?" Die erste Pool-Einheit am Folgetag endete mit einem veritablen Sonnebrand. Mit meiner rosaroten Plauze sah ich aus wie ein Schwäbisch-Hällisches Landschwein. Wir kauften daraufhin Sonnenmilch mit Lichtschutzfaktor 50-plus. Das ist allerdings weniger eine Creme als viel mehr eine Marinade: Wenn man sich damit am Abend einschmiert, kann man sich am nächsten Mittag gefahrlos auf den Grill legen.

Das Leben auf Sizilien war ein Traum: Durchgehend 30 Grad und Sonnenschein. Cola Zero bei Vola Zero. Nicht ganz so schwankungsarm zeigten sich die Märkte während meiner Abwesenheit: Sprünge von 100 Ticks und mehr im Bund Future nach oben wie nach unten gehörten ja zur Tagesordnung. Immerhin: Der von mir angemahnte große Zusammenbruch blieb aus. Meine Befürchtung war, dass eine Verlängerung der Liquiditätslaufzeiten des EZB-Reaktors an den Märkten für reichlich Missmut sorgen würde. Da hatte ich mich getäuscht. Die Banken in der Eurozone sind zwar in der Lage, eine Double-Dip Rezession mit parallel verlaufender Staatsschuldenkrise problemlos zu überstehen (Stresstest 2.0). Das für alle Beteiligte vollkommen unerwartete Ereignis eines Jahreswechsels scheint jedoch eine unüberwindbare Hürde darzustellen. So sah sich die europäische Notenbank genötigt, dieser Gefahr mit einer Serie an liquiditätsmaximierenden Subventionsoperationen zu begegnen.

Bankenkrisen-technisch sind wir nun wohl safe: Die EZB hilft über den Jahreswechsel. Der Stresstest garantiert uns ein sanftes Durchgleiten der nächsten, von niemandem erwarteten, Rezession. Und die neuen Eigenkapitalregeln nach Basel III stärken das Bankensystem langfristig gegen Waka Waka-Entwicklungen auf den nationalen und internationalen Kreditmärkten. Abgesehen von der Kritik aus dem Bundesverband Öffentlicher Banken ("regulatorischer Blindflug") kamen die neuen Kapitalvorschriften bei den Marktteilnehmern gut an. Wahrend der Implementierungsphase von acht Jahren müssen die europäischen Banken ihr Kapital zwar "um hunderte von Milliarden Euro" aufstocken (Nout Wellink von der EZB); der Beitrag der neuen Richtlinien zur langfristigen Stabilität der Finanzmärkte und zum Wachstum werde aber "beträchtlich" sein (Jean-Claude Trichet von der EZB). Jetzt gilt es für die Bankenaufseher noch, für eine genaue Bestimmung der Kapitalquoten nicht nur den Zähler (Kapital), sondern auch den Nenner (risikobehaftete Anlagen, RWA) zu definieren. Das soll bereits bis Ende Oktober geschafft sein.

Basel III, die Kapitalaufstockung der Deutschen Bank, eine kräftige Aufwärtsrevision der Wachstumserwartungen 2010 der EU Kommission, Daten aus China – all das sorgte an den Märkten gestern für gute Stimmung. Dennoch fielen die Renditen auf US Staatsanleihen um rund 5 Basispunkte. Das ist für uns ein klares Indiz, dass nicht alles glänzt, was wie Gold aussieht. Die gestern veröffentlichten Vorlaufindikatoren der OECD signalisieren zweifelsfrei eine spürbare Wachstumsabschwächung. Heute früh erreichen uns ernüchternde Stimmungsdaten vom britischen Immobilienmarkt. Im Tagesverlauf bekommen wir britische Inflationsdaten (10:30h, schwächer), den ZEW-Index (11:00h, schwächer) und die US Einzelhandelsumsätze für August (14:30h, schwach). Außerdem platziert Griechenland T-Bills mit 26 Wochen Laufzeit zu rund 5% (Bunds +450 Bp!) und Finnland eine 5J-Anleihe. Statt entspanntem ferry cruising wird es an den Märkten daher eher im Waka Waka-Modus weiter gehen…

 

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Dies ist ein humoristischer Marktkommentar und keine Anlageberatung. Die Einschätzungen des Autors beruhen auf Informationen, die auf öffentlich zugänglichen, als verlässlich eingeschätzten Informationsquellen basieren. Weitere Informationen finden Sie im Disclaimer.
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Kornelius Purps
Fixed Income Strategist
Director
MRE4FI
UniCredit Research

kornelius.purps@unicreditgroup.de

Kornelius Purps Corporate & Investment Banking
UniCredit Bank AG

www.unicreditgroup.eu

 

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