Wem gehört die Welt?

Autor: Hans-Jürgen Jakobs Euro: 36,00 680 Seiten, gebunden ISBN: 978-3-8135-0736-2 KNAUS VERLAG, München „Am Ende hat Macht, wer über Geld disponiert.“ Simpel aber wahr. Hans-Jürgen Jakobs, ehemals Chefredakteur des Handelsblatts, geht in seinem von Kritikern gefeierten Buch zusammen mit 30 Fachredakteuren der Frage nach, die viele Menschen insgeheim beschäftigt: Wem gehört die Welt? Da dem…


Wem gehört die Welt BlackRock
Bildnachweis: KNAUS Verlag

Autor: Hans-Jürgen Jakobs
Euro: 36,00
680 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-8135-0736-2
KNAUS VERLAG, München

„Am Ende hat Macht, wer über Geld disponiert.“ Simpel aber wahr. Hans-Jürgen Jakobs, ehemals Chefredakteur des Handelsblatts, geht in seinem von Kritikern gefeierten Buch zusammen mit 30 Fachredakteuren der Frage nach, die viele Menschen insgeheim beschäftigt: Wem gehört die Welt? Da dem Autor zufolge Geld im Neokapitalismus mittlerweile den Charakter einer Waffe erhalten habe, stellt er dem Leser daraufhin 200 schwerbewaffnete Akteure des Weltfinanzwesens vor. Die meisten Namen kennt man. Der Betrag, mit dem diese Vermögensverwalter, Fondsmanager, Scheichs, Oligarchen und Familien spekulieren und investieren beträgt 47.000.000.000.000 US-Dollar. Dies entspricht 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der gesamten Welt.

Das Buch gliedert sich in drei Teile: Im ersten Teil werden die großen Akteure klassifiziert und die Schlüsselfiguren unter den Vermögensverwaltern genannt. Der zweite Teil zeigt, wer sein Kapital wie verwendet. Sie ahnen sicherlich: Doppelte Nennungen sind kein Zufall. Der abschließende Teil dient als Conclusio. Exemplarisch für den Aufbau der Kurzporträts sei hier das Kapitel über Microsoft-Gründer Bill Gates genannt. Nach wie vor sitzt dieser im Verwaltungsrat seines Software-Babys und berät in Technologiefragen. Gates steht symbolisch für die Vermögensexplosion im Weltkapitalismus.

Betrug sein Vermögen 1995 inflationsbereinigt 12,9 Milliarden Euro, sind es heute 75 Milliarden. Dies entspricht einer Steigerung von 480 Prozent. In Bezug auf das von Gates geführte Unternehmen erfährt man auch Einzelheiten über Anteilseigner. So ist BlackRock mit 5,9 Prozent einer der Großaktionäre. Jenes BlackRock wird bereits im ersten Kurzporträt über Larry Fink, CEO und Chairman des Unternehmens, erwähnt. Der geneigte Leser konstatiert an dieser Stelle: Wäre die Weltwirtschaft ein geometrischer Körper, müsste sie ein Kreis sein. Sie wollen einen weiteren Beweis? Dann legen wir Ihnen das Kapitel über Paul Achleitner ans Herz, denn: BlackRock besitzt auch Anteile bei der Deutschen Bank (6,2 Prozent).

Am Ende eines jeden Porträts folgt die Bewertung der Unternehmensstrukturen mit kurzer Erläuterung in den Kategorien Nachhaltigkeit, Humanität, Korruption, Transparenz sowie Steuerehrlichkeit. Jakobs fördert hier interessante Ergebnisse zu Tage: Im Abschnitt über Mark Zuckerberg wird offenbart, dass Facebook 2014 in Großbritannien gerade einmal 4.327 Pfund Steuern gezahlt habe. Dieser Wert bedarf keinerlei weiterer Kommentierung.

Die Renationalisierung der Politik

„Wem gehört die Welt“ beleuchtet mit einer Genauigkeit, die ihresgleichen sucht, die aktuellen globalwirtschaftlichen Machtverhältnisse. Der Autor ist sich dabei auch nicht zu schade, die Folgen für das politische Gefüge des Planeten zu deuten. So seien die aktuellen politischen Entwicklungen ein Misstrauensvotum jener Bevölkerungsgruppen, die für sich ein Gefühl definiert haben, dass ihnen die Welt nicht gehöre. „Dass die Macht des Geldes längst die Politik bestimmt, und dass sich das alle vier Jahre bei einer Wahl kaum ändern lässt.“ Jakobs votiert zugleich für eine Politik, „die den neuen Weltverhältnissen gilt und die nicht den Rückzug ins eigene Land oder ins private Idyll preist“. Ein Aufruf, der nicht aktueller sein könnte.