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Wider der Globalisierung

Innenstädte verlieren zunehmend an Charme und Individualität. Inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte schließen und werden durch Handelsunternehmen oder billige Ramschläden ersetzt. Eine aus den USA stammende Bewegung widersetzt sich diesem traurigen Trend. Buy Local ist eine Initiative, die Händler dazu ermuntert sich zusammenzuschließen. Ziel ist es, regionale Strukturen zu stärken und die Wirtschaft vor Ort zu fördern. Kunden…


Innenstädte verlieren zunehmend an Charme und Individualität. Inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte schließen und werden durch Handelsunternehmen oder billige Ramschläden ersetzt. Eine aus den USA stammende Bewegung widersetzt sich diesem traurigen Trend.

Buy Local ist eine Initiative, die Händler dazu ermuntert sich zusammenzuschließen. Ziel ist es, regionale Strukturen zu stärken und die Wirtschaft vor Ort zu fördern. Kunden sollen wieder verstärkt ihre lokalen Händler aufsuchen, anstatt online zu shoppen oder bei nationalen, bzw. internationalen Handelsketten einzukaufen. Die Elemente Gemeinschaft, Wirtschaft und Umwelt bestimmen die Idee von Buy Local. Einzelhändler sorgen für den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region. Schließlich fließen der Umsatz regionaler Geschäfte und deren Mitarbeiterlöhne in Form von Steuereinnahmen wieder in die lokale Gemeinschaft zurück, die wiederum für Kindergärten, Schulen oder Freizeit- und Kultureinrichtungen benötigt werden. In der Tat ergab die „Indie Impact Study Series“ des Civic Economics Instituts, dass 40 bis 71 Prozent der Umsätze wieder in die Kommunen zurückfließen.

Inhabergeführte Geschäfte geben dem Stadtbild ein hohes Maß an Individualität, machen es lebendig und lassen ihre Bewohner eine Zugehörigkeit verspüren. Ein Stadtteil ist zugleich das Zuhause von Ladenbesitzern und hier engagieren sie sich. In liebevoll ausgewählten Sortimenten lassen sich ausgefallene Stücke finden, fernab von Massenware. Oft schaffen es solche Produkte gar nicht erst in das Sortiment großer Waren- oder Versandhäuser, da sie nur in kleiner Stückzahl produziert werden oder die Gewinnspanne zu niedrig ist. Inhabergeführte Geschäfte garantieren zugleich ein hohes Maß an Beratungsqualität. Teilweise haben die Waren einen kürzeren Lieferweg und es fällt weniger Verpackungsmaterial an. Die kleinen Geschäfte fügen sich in bereits vorhandenen Geschäftsvierteln und Infrastrukturen ein.

In den USA gibt es zahlreiche Initiativen, wie „Be A Localist“, von der „Business Alliance für Local Living Economies“, „Independent We Stand“, „Buy Local Baltimore“ oder „Buy Local Berkeley“. Mittlerweile ist der Erfolg der Bewegung auch in Deutschland angekommen. Im letzten Jahr haben sich unabhängige Buchhändler zusammengeschlossen und den überregionalen Verein „buylocal“ gegründet. Petra Roth, Schirmherrin der Kampagne und ehemalige Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main, attestiert inhabergeführten Buchhändlern, „ein hohes Engagement, Kompetenz und das Eingebundensein in die Strukturen vor Ort“. Die Initiative soll auch für Einzelhändler anderer Branchen zugänglich sein. Ein Gütesiegel repräsentiert die teilnehmenden Händler, zudem soll es Werbemittel und lokale Marketingmaßnahmen geben. Kunden werden sensibilisiert ihre Kaufentscheidung bewusst zu treffen, vor Ort sowie im Internet und zugleich Verantwortung für ihre Region zu übernehmen.

Eine Studie des „Institute for Local Self-Reliance“ (ILSR) zeigt die Auswirkungen der Initiative. Im Rahmen des „2013 Independent Business Survey“ wurden 2377 unabhängige, lokale Unternehmen in den USA befragt. Insgesamt konnten 65 Prozent der Befragten ihren Umsatz 2012 erhöhen. Damit stieg das Wachstum seit 2011 und 2010 erneut an (61 Prozent und 54 Prozent). Gerade im Hinblick auf „Buy Local First“-Kampagnen verzeichneten teilnehmende Orte einen besonderen Erfolg. Mit einem Wachstum von 8,6 Prozent lagen sie weit über dem von Gemeinden, die sich nicht beteiligt haben (3,4 Prozent). 75 Prozent der Befragten haben einen positiven Effekt durch Buy Local-Initiativen vernommen. In Bedrängnis bringt die Händler das so genannte „Showrooming“ (80 Prozent). Hierunter fällt der Trend Informationen in lokalen Geschäften zu beschaffen, den tatsächlichen Kaufvorgang jedoch im Internet abzuschließen.

Mit 14 Prozent des Gesamtumsatzes machte Deutschland 2012 den größten Auslandsumsatz von Amazon aus (6,5 Milliarden Euro). Allein der Bücheranteil liegt hierzulande bei bis zu 20 Prozent in Bezug auf den gesamten deutschen Buchmarkt. Was etwa einer Größenordnung des Handelsverbunds von Hugendubel und Weltbild entspricht. Jüngst geriet der US-Konzern in einer Reportage zu seinen schlechten Arbeitsbedingungen in den Fokus der medialen Öffentlichkeit. buylocal-Initiator Michael Riethmüller glaubt Amazon sei nur vordergründig daran interessiert die Verhältnisse zu ändern. „Amazon ist ausschließlich auf Wachstum und Monopolisierung fixiert. Da will man sich nicht mit Themen wie „Arbeitsbedingungen“, „Datenschutz“ und „Steuerflucht“ beschäftigen“, sagt er im Gespräch gegenüber dem Börsenblatt.

Ob Bücherliebhaber, Stadtbewohner oder Online-Shopper – Kunden haben zu einem großen Teil selbst in der Hand zu entscheiden, was um sie herum geschieht. Initiativen wie „buylocal“ erinnern daran, welche Auswirkungen mit einer Kaufentscheidung verbunden sind und tragen vielleicht ein bisschen dazu bei, dass die Welt nicht weiter an Farben verliert.

Foto von JDawnInk – www.istockphoto.com

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