Dienstag, 05. August 2025

zu|rück|ge|tre|ten wor|den

Wenn dieser Tage von „Trennungskultur“ die Rede ist, dann herrscht die Idealvorstellung von einer Trennung ohne Gesichtsverlust und einer offenen Tür bei einer möglichen Rückkehr. Dies sind meist nur zwei leere Kultur-Phrasen. Denn die praktische Umsetzung gleicht in vielen Fällen eher einem Schauspiel.

Möchte man einen Mitarbeiter loswerden, dann kündigt man ihm nicht. Man bietet ihm den selbstgewählten Rücktritt an und tischt der Öffentlichkeit eine Geschichte von Work-Life-Balance, Auszeit mit der Familie oder einer schon immer geplanten Weltumrundung mit dem Dreirad auf. Das kann man aber nur mit gutverdienenden Vorständen machen. In der Praxis funktioniert der harmonische Abgang nicht immer so reibungslos. Meist sickert durch, dass die Belegschaft mehrheitlich unglücklich über den Abgang ist und dieser alles andere als eine freiwillige Tat war.So geschehen aktuell beim BdB. Der eine war zu sichtbar, der Unsichtbare war zu alpha. Das geht nie gut. Jetzt gibt es eine Doppelspitze. Das geht selten gut.

Im roten Verband läuft es etwas anders. Dort machen Öffentlichkeit und Mitglieder Druck, dass der oberste Chef wirklich selbst zurücktritt. Dieser ziert sich jedoch, denn ein Rücktritt käme einer Art Eingeständnis gleich. Jetzt lässt er zunächst sein Amt ruhen. Der genaue Rücktrittsplan ist noch nicht klar, soll aber nicht abrupt erfolgen. Was die Sache im Grunde noch peinlicher macht. Einen Tag vor der großen außerordentlichen Sitzung beim DSGV wurden sodann viele mögliche Namen für einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin ins Spiel gebracht. Zu viele! Die Vermutung liegt nahe, dass man sich nicht einigen konnte, wer das Verbandsruder nach einem „gesteuert freiwilligen“ Rücktritt übernehmen soll. Das Ergebnis: ruhende Ämter und ein Interims-Chef. Klingt auch nicht nach einem Erfolgsmodell.
Und bei den anderen Verbänden in der deutschen Bankenlandschaft? Aktuell herrscht bei BVR, VÖB und vdp (zumindest von außen wahrnehmbar) geschäftige Stille …
… meist ein Erfolgsmodell.

Ihr Thorsten Hahn

Thorsten Hahn, Jahrgang 1967, ist Herausgeber der BANKINGNEWS und Gründer des BANKINGCLUB. In seinem Editorial „Quer durch die Bank“ bezieht er regelmäßig zu den Themen Stellung, die die Welt der Finanzen bewegen.

Der Profinetzwerker zählt auf Plattformen wie XING und Linkedin zu den Nutzern mit der besten Vernetzung in die Finanzbranche. Wie kein Zweiter versteht er dieses Netzwerk zu nutzen und auch anderen zugänglich zu machen.

Außerdem ist der erfahrene Banker und Diplom-Kaufmann Autor verschiedener Fachbücher und Buchbeiträge.

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